Getznerhaus

Revitalisierung Werdenbergstrasse 38 Bludenz

Getzner, Mutter  & Cie

2015-2018

Fotografin Christa Engstler

 

BESTAND

 

Das inmitten im Stadtzentrum von Bludenz (A) gelegene „Stadthaus 38“ mit seiner mittelalterlichen

Gebäudestruktur wurde einer grundlegenden Revitalisierung und Sanierung zugeführt.

 

Das denkmalgeschützte Gebäude nimmt aufgrund seiner besonderen Eckposition eine markante innerstädtische Stellung ein und bildet einen wichtigen Bestandteil im historischen Erscheinungsbild der Altstadt.

 

Vor den Planungs- und Baumaßnahmen wurde eine intensive detaillierte bauhistorische Dokumentation durchgeführt. Unterstützt durch dendrochronologische Untersuchungen wurden die entsprechenden

Bestände aufgenommen datiert und so den zeitlichen Epochen zugeordnet.

Dabei konnten wesentliche Bauteile bis ins 14./15. Jhdt. rückdatiert werden.

Zudem finden sich eine grössere Anzahl von historischen Kleinodien wie Beschläge, Türschlösser, Motiv-Kacheln, Butzenscheiben, Stuckaturen, Kandelaber, aber auch Kachelöfen, Wandverkleidungen, Türen Felderdecken und Böden aus unterschiedlichen Epochen im Gebäude. Die Grundstruktur des zweigeschossigen Dachstuhles stammt aus der zweite Hälfte des 17.Jhdts.

Das Eingangsportal mit Natursteinrahmung und Holztürelement wurde im Zuge einer Umgestaltung um 1885 (Historismus) errichtet und hat eine sehr markante Wirkung im Straßenbild.

 

Im 20. Jhdt hat das Gebäude einige Umbauten und Ergänzungen erfahren welche die innere Organisation nicht zum Besten verändert haben. Die mangelhafte innere Erschliessung wurde zudem durch ein aussen appliziertes Stiegenhaus ergänzt. Insgesamt ergab sich eine flächenaufwendige aber dennoch unbefriedigende

sicherheitstechnisch nicht tragbare Erschliessung des Gebäudes.

 

 

UMBAU

 

Die nunmehr durchgeführte Revitalisierung der Bausubstanz stützt sich auf die Grundlagen der bauhistorischen

Dokumentation und stellt diese in den Vordergrund jeglicher gestalterischer Maßnahme.

Durch die Bündelung der Erschließung in ein neues Stiegenhaus mit Aufzugsanlage werden nun die einzelnen Ebenen aber auch die neuausgebauten beiden Dachgeschosse unabhängig erschlossen.

 

Die strukturelle Entfernung kleinteiliger Einbauten aus dem 20 Jhdt brachte eine Klärung der allgemeinen Grundstruktur als auch die Freilegung diverser historischer Bauelemente mit sich.

Unebenheiten, Nischen, Sprünge und Verzüge in den Massivbauteilen wurden nicht begradigt sondern in ihrer bewegten ursprünglichen Ausformung belassen.

Neben dem Erhalt diverser Kleinodien, der Restaurierung von Wandverkleidungen und Deckenfeldern ist die Darstellung und Ablesbarkeit der historischen Bauteile der primäre Gestaltungsansatz. Die originalen Kastenfenster aus dem 1885 samt den Beschlägen wurden restauriert und neu adjustiert.

Die beeindruckende Dachstuhlkonstruktion aus dem 17. Jhdt wurde freigelegt und ertüchtigt, nötige Raumteilungen sind möglichst transparent gestaltet.

 

Die neu geschaffenen Bauteile wie beispielsweise der Einbau des Treppenhauses wurden gänzlich in weissen hellen möglichst fugenlosen Oberflächen gestaltet, dies gibt eine schönen Kontrast zu den alten Hölzern.

Die Treppenläufe berühren die seitlichen umgebenden historischen Binnenmauern nicht. Das durchfallende Zenitlicht streift so die Wände herunter, zeigt die modellierten alten Oberflächen und führt die Tageslichtversorgung bis ins Zentrum der inneren Flure.

 

 

Ziel wars es attraktive Räumlichkeiten für eine zeitgemäße Nutzung (Büros/Geschäfte) in einem historischen baulichen Umfeld zu schaffen. Die haustechnische Ausstattung mit Fußbodenheizung und kontrollierter Be und Entlüftung ist unauffällig in die Umbaumaßnahmen integriert worden.

 

Die Ablesbarkeit moderner moderater Eingriffe in Kontrast gesetzt zur historischern Bausubstanz ist der Leitgedanke des Projektes.